16.6.13

Non vitae, sed scholae discimus*

Meine Eltern sind erneut auf den Hund gekommen. Ein Airdale-Terrierweibchen mit Namen Erle gehört ab jetzt zur Familie. Erstmals besucht mein Vater mit einem unserer Hunde die Hundeschule. Die schwere Prüfung bestehen die beiden, wie es scheint, mit Kusshand.

Doch als ich wieder einmal zu Hause bin und die drei beim Spaziergang begleite, werde ich Zeuge dessen, wie die Theorie in der Praxis scheitert.

Erle hüpft fröhlich in den Feldern herum. Genau dort, wo ein benachbarter Jäger streunende Hunde schon mal gern ins Visier nimmt. Statt dass nun Herrchen und Hund die Schulungsinhalte rekapitulieren, ruft mein Vater quer über das Feld seine ganz eigenen Beschwörungsformeln: „Eich, Eich“ (kurz für: „Schau‘ mal, hier ist ein Eichhörnchen!“). Ohne Erfolg. Zweiter Versuch: Mein Vater stimmt ein Indianergeheul an, ein Geräusch, das Erle an ihre Züchterin erinnern und sofort herbeieilen lassen soll. Wirkung: Gleich Null.

Irgendwann bequemt sich Erle dann doch, zu uns zurückzukehren. Und ich weiß jetzt: Auch für Hunde und ihre Halter gilt, dass an schlauen Sprüchen oft nicht viel dran ist: Mein Vater und Erle scheinen für die Schule, nicht fürs Leben gelernt zu haben.
 
* Non vitae, sed scholae discimus („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“) ist das Original-Zitat von Seneca.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen