Wie immer, bin ich in
mein Buch vertieft und habe meine Headsets auf. Das kümmert einen jungen Mann
wenig. Beharrlich versucht er, mit mir Kontakt aufzunehmen. „Hält die 30 auch
in Thon?“, fragt er mich. „Studieren Sie auch in Erlangen?“ Diese Frage geht
mir als Mitte 40-Jährigen natürlich runter wie Öl. Der junge Mann hat die
Nuss geknackt – und verwickelt mich ins Gespräch.
Schon in Höhe der Erlanger Arkaden ist er beim Thema: der Promiskuität der Frau. Er habe vor
einiger Zeit mit einem Freund in der Kneipe eine Wette abgeschlossen. Wer die
meisten Argumente dafür findet, dass eine Frau ihre Geschlechtspartner häufig
wechseln sollte, gewinnt.
Er habe diese Wette gewonnen, sagt er. Und schon beginnt er,
die lange Liste von Argumenten aufzuzählen. Diese reicht von genetisch bestens
ausgestattetem Nachwuchs über eine höhere Lebenszufriedenheit bis hin zu den
positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Frau.
Kein Wunder, dass die
gesamte Besatzung des Linienbusses während der 25-minütigen Fahrt die Ohren
spitzt. Eine solch spannende Darbietung
ist eine Seltenheit im tristen Alltag. Und an der Endhaltestelle sind alle um etliche
Argumente zugunsten der Promiskuität der Frau reicher. So ausgerüstet, könnte
man jetzt glatt seine Freunde zu einer Wette herausfordern...
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