21.4.23

Als „kulturelle Aneignung“ noch als Schüler-Spaß durchging

Als Teenager konnte ich schreien wie keine andere.

Kein Wunder, dass ich in der Mittelstufe für die weibliche Hauptrolle in einem Theaterstück unseres Sommerfestes ausgewählt wurde.

Als das Stück beginnt, sitze ich im Zuschauerraum. Plötzlich öffnet sich die Tür und vier als Vertreter der indigenen Bevölkerung Nord-Amerikas verkleidete Schüler stürmen herein. Unter Kampfgebrüll umkreisen sie den Marterpfahl in der Mitte der Arena und stürzen sich plötzlich auf mich. Ich schreie, was das Zeug hält, werde jedoch erbarmungslos am Marterpfahl festgebunden. Triumphierend umkreisen mich meine Peiniger.

Erneut öffnet sich die Tür und unser als Sheriff verkleideter Klassenlehrer erscheint. Zielsicher tötet er die Vier mit seinem Colt, bindet mich los und trägt mich vom Schauplatz.

Wir hatten uns die Geschichte gemeinsam ausgeheckt, doch eher nicht damit gerechnet, welcher Eindruck bei den Zuschauerinnen und Zuschauern entsteht: Da ich so glaubhaft geschrien habe, waren nicht wenige der Meinung, ich sei spontan als Opfer ausgewählt worden und hätte mich deshalb so verzweifelt gewehrt.

(aus meinem Fotoalbum: Theateraufführung im Rahmen des Sommerfestes 
des Schulzentrums am Vorkampsweg 1981 
mit dem wohltätigen Zweck Hilfe für Polen“)

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