Auch eine Krankenhaus-Story soll unter den „Kleinen Schwänken aus meinem Leben“ nicht fehlen. Voilá:
Frisch an der Uni ereilt mich meine erste Blasenentzündung. Was nun? Mitten in der Nacht fährt mich mein Freund zum – laut Stadtkarte – nächstgelegenen Krankenhaus. Denn die Nummer des ärztlichen Notdienstes im frisch erworbenen Falkplan von Münster hat einen Zahlendreher. Und das Internet war noch nicht erfunden.
„Ich muss dringend einen Arzt sehen“, sage ich dem Mann an der Krankenhaus-Pforte. „Ich habe solche Schmerzen!“
„Ja, aber dies ist ein Landeskrankenhaus“, erwidert er mir. Und als er in mein verständnisloses Gesicht schaut, klärt er mich auf: „Ein Krankenhaus für psychisch Erkrankte.“
Also gut, machen wir uns also auf zum nächsten, „richtigen“ Krankenhaus, dem Evangelischen Krankenhaus Johannisstift. Ich ahne nicht, dass ich dort eine Woche bleiben werde.
In dieser Woche filtere ich meinen Urin sorgfältig durch eine Wundgaze, die über eine Wasserkaraffe gespannt ist.
Ich leiste einer Mitpatientin Gesellschaft, deren Zimmergenossin in der Nacht zuvor an derselben Erkrankung wie der ihrigen gestorben ist (Wasser in der Lunge).
Ich schaue in das verwunderte Gesicht einer ihrer Besucherinnen, die ganz erstaunt ist, von meiner Diagnose zu hören, wo sie doch selbst gerade von einer Blasenentzündung geplagt wird und Dinge macht wie Krankenhausbesuche.
Ich bekomme Besuch von meiner Großmutter, die mir als Abgesandte meiner Familie Mut machen soll, und die zuvor in einem italienischen Restaurant großzügig Rotwein eingeschenkt bekommen hat und entsprechend guter Laune ist.
Und spreche mit der Ärztin, die mir nun wirklich keine Therapie angedeihen lässt. Sie berichtet mir von ihrer Freundin , die in Südamerika nach einem Zugunglück ins Krankenhaus eingeliefert wurde und die sich – gerade so wie ich – auch nicht hätte fragen dürfen, ob sie nicht lieber sofort wieder draußen wäre.
Nun gut, besser mit Blasenentzündung im Krankenhaus als mit was Richtigem. Und mein Studium konnte ich auch in der Folgewoche aufnehmen, um es fünf Jahre später erfolgreich zu beenden.
Wenigstens ist auch von diesem „Kleinen Schwank“ etwas bei mir hängengeblieben: Ein Landeskrankenhaus ist nix für Patienten mit Blasenentzündung. Und: Wie gut, dass wir mittlerweile alles und jedes einfach googeln können.
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