Der „Ernst des Lebens“ beginnt für mich schon vor der
Einschulung. Im Montessori-Kindergarten
gibt es strenge Regeln. So darf jeder nur ein Spielzeug an seinen Platz
mitnehmen. Scheren sind in der Faust und mit der Spitze nach unten durch den
Raum zu tragen. Schon vor meinem ersten Schultag lerne ich die ersten Zahlen und Buchstaben – und
bekomme für besonders gute Schreibarbeit Sternchen in mein Kindergarten-Heftchen gemalt.
Zu den Highlights zählt es, sich auf einem kleinen Herd
selbst einen Pudding kochen oder einen Kuchen backen zu dürfen. Ein Kindergartenkind
der eigenen Wahl ist anschließend eingeladen, das Resultat zusammen mit dem
Koch zu verspeisen.
Damals wie heute liebe ich Vanillepudding. Und als ich an der Reihe bin, steht meine Entscheidung schnell fest: Teilen is' nich'. Dieser Pudding gehört mir ganz allein.
Die Kindergärtnerin ist einverstanden. Offensichtlich folgt
man im Kindergarten der Philosophie von Maria Montessori: „Hilf mir, es selbstzu tun“, in diesem Fall abgewandelt etwas: „Lass‘ mich meine eigenen
Erfahrungen machen“.
Ich hatte nur eines nicht bedacht: Der halbe Liter
Pudding ist – zumal lauwarm – allein schwer runterzukriegen, will man ihn genießen. Zum Glück hat
mich dieses Erziehstück nicht von meiner Liebe zu Vanillepudding abbringen
können.
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