ICE von München Richtung
Norden. Mir gegenüber sitzen zwei
arabische Männer, einer von ihnen trägt einen langen Bart. Auf seinem Schoß
liegt eine englische Zeitung.
Mit uns im Abteil: Eine Gruppe Fußballfans auf dem Heimweg ins
Ruhrgebiet. Ihre Mannschaft war heute Bayern München haushoch unterlegen.
Dementsprechend frustriert – und alkoholisiert – sind einige von ihnen.
Einer der jungen
Fußballfans, eine Sonnenbrille auf der Nase, dreht sich immer wieder zu den
beiden fremd aussehenden Männern um. „Ey, Ihr zwei, Ihr seht aus wie zwei Bombenleger“, ruft er ihnen zu. „Euch behalte
ich im Auge“, und deutet mit den Fingern auf seine Augen. Ein eindeutiges
Zeichen, das auch für die offensichtlich nicht Deutsch sprechenden Mitreisenden
verständlich sein dürfte.
Die anderen Fußballfans
versuchen, wenn auch eher halbherzig, ihren Kumpel zu beruhigen. „Wollt Ihr denn
etwa alle in die Luft fliegen?“, fährt der Mann fort. „Ich nicht!“ Und pöbelt
weiter in unsere Richtung.
Da wird es mir zu bunt.
„Drehen Sie sich doch um, wenn Sie hier was stört“, rufe ich ihm zu. Nach einer
Weile meint eine andere Frau: „Halt den Rand, Du nervst hier das ganze Abteil.“
Doch Ruhe kehrt stets nur für wenige Minuten ein.
Dann kommt der Schaffner.
Ich winke ihn zu mir heran, um ihm zu erzählen, dass der nervige Mann mit
Sonnenbrille die beiden Mitreisenden belästigt. Die Reaktion des Schaffners
folgt stante pede. Der Mann in seinen besten Jahren richtet sich auf, atmet
einmal tief ein, wobei sich seine Brust eindrucksvoll hervor wölbt, und hält
dem jungen Mann in schönstem bayerischen Dialekt eine kleine Standpauke: „Nur weil hier jemand
ausschaut, wie Sie’s nicht gewohnt sind, müssen Sie hier doch nicht gleich
ausfallend werden!“
Spricht’s, schaut dem
jungen Fußballfan eindringlich in die Augen und durchschreitet den Wagon. Und
beschert damit dem Fußballfan seine zweite Niederlage des Tages.
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