13.2.13

Darf ich die mal anfassen?

Die Franken gelten als zurückhaltend, wortkarg und allzu oft auch als misstrauisch. Doch gleich kurz nach meinem Start in Franken mache ich ganz andere Erfahrungen.

In einem Kaufhaus läuft die hilfsbereite Verkäuferin hinter mir her um sicher zu stellen, dass ich das gewünschte Produkt auch finde. Die Vermieterin kann ich bei ihren Erzählungen über ihren Papageien kaum stoppen. Und in der Straßenbahn werde ich schließlich Zeugin der folgenden Konversation:

„Ach, das ist aber eine schöne Jacke, die Sie da anhaben“, sagt eine Frau mittleren Alters zu einer etwa gleichaltrigen Frau, die ihr gegenüber sitzt. „Wo haben Sie die denn her?“ Nun ja, denke ich mir. Was die beiden wohl an dieser lilafarbenen Jacke mit Kunstpelzkragen und Glitzereffekt finden? Aber gut, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.

„Oh, Danke“, sagt die Angesprochene, „die habe ich von Woolworth. Die ist schön, nicht wahr?“ Die Frau nickt. Und stellt eine Frage, die im Norden aufgrund der Distanz, die man dort zu seinen Mitmenschen hält, undenkbar wäre: „Darf ich die mal anfassen?

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