Diana, die Göttin der Jagd, saß über 50 Jahre lang bei uns im Wohnzimmer auf ihrem kleinen Sockel und war stiller Teilhaber unseres Familienlebens.
Doch als das Haus meiner Kindheit verkauft wird, ist für meine Eltern „Downsizing“ angesagt.
„Ich hätte gern nur die Diana“, sage ich zu meinem Vater, als er mich bei meinem letzten Bremen-Besuch vor dem Hausverkauf vom Bahnhof abholt. Denn ich mag die Skulptur der nackten Frau und will von meinen Eltern nicht allzuviel Krempel aufgedrückt bekommen.
Als ich Diana bei mir zuhause einen schönen Platz geben will, versuche ich mithilfe von Google, ein wenig mehr über die Skulptur in Erfahrung zu bringen.
Und staune nicht schlecht, als sich die vermeintliche Göttin als eine ganz andere Figur der Antike entpuppt. Da hoch oben auf ihrem Sockel saß meine ganze Kindheit hindurch die Königstochter Psyche, die Amors Bogen vor ihm versteckt.
Jetzt frage ich mich natürlich: Wo verflixt steckt Amor? Und wie konnte der gute Kerl all die Jahre ohne Bogen seinen Job erledigen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen