17.8.14

Neulich in der Kaffeebar: Gedicht statt Deko

Nach dem Mittagessen in der Kantine gehe ich mit meinem Kollegen Bernward auf zwei Espressi Macchiati in die Kaffeebar.

Diesmal fällt die Haube aus Milchschaum eher spärlich aus. „Könnte ich bitte noch ein wenig mehr Milchschaum bekommen?“, fragt er die junge Barista – und erhält den gewünschten Nachschlag. Doch nun fehlt das sonst übliche Dekor in Form eines Herzens oder einer Blume.

„Was bekomme ich statt der Deko?“, fragt er keck. „Ein Gedicht vielleicht?“

Große Chancen räume ich ihm nicht ein, denn die Barista ist recht jung. Die Zeiten, in denen Schüler – auch in Bayern – Schillers Glocke oder Goethes „Über allen Gipfeln“ einstudieren mussten, ist doch längst passé.

Doch da holt die junge Frau Luft und rezitiert zu unserer Überraschung Heinz Erhardts Gedicht Ritter Kunibert:

Es war einmal ein altes Schloss 

und Kunibert, so hieß der Boss.

Er hatte Mägde, er hatte Knechte, 

und eine Frau, das war das Schlechte.

Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, 

und es klang scheußlich, wenn sie sang.

Da zielte er mit Korn und Kimme, 

und Wut auf sie, das war das Schlimme.

Es machte „Bumm“, natürlich lauter, 

dann fiel sie um, zum Himmel schaut er 

und spricht, das Auge voll Gewässer:

„Vielleicht singt sie da oben besser!


Da verzichtet man doch gern mal auf die Deko auf dem Espresso.

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