9.4.14

Mit meinem Latein am Ende

In der Schule komme ich zum Glück um Latein herum. Doch im Studium verlässt mich mein Glück: Für den Magister-Abschluss werden „Lateinkenntnisse im Umfang des kleinen Latinums“ verlangt. Einzelne Kommilitonen gehen deshalb sogar nach Berlin, wo die Studienordnung keine Lateinkenntnisse vorschreibt.

Da ich in Münster bleiben will, melde ich mich gleich im ersten Semester zum Kurs „Einführung in die lateinische Sprache“ beim Institut für Altertumskunde bei Prof. Justus an, büffele – und bestehe die Abschlussprüfung mit „voll befriedigendem Erfolg (3+)“. 

Schwieriger wird’s im folgenden Kurs. In der schriftlichen Prüfung sitzt jemand mit noch weniger Ahnung neben mir. Damit er mich in Ruhe lässt, gebe ich ihm die erste Variante meiner (misslungenen) Übersetzung. Doch auch mein zweiter Versuch scheitert. Prof. Justus hat alles im Blick und in der mündlichen Prüfung erklärt er mir: „Ihre Übersetzung ist ja fast deckungsgleich mit der von Herrn Meier.“ Doch auch mein „Den kenne ich gar nicht“, hilft hier nicht. Die Übersetzung ist so missraten, dass er mir den ersehnten Schein nicht ausstellt.

In der vorlesungsfreien Zeit im Anschluss ans Sommersemester gehe ich nochmal an den Start. Diesmal bilden meine Kommilitonin Susanne und ich eine Arbeitsgruppe. Planen, uns notfalls in der Klausur gegenseitig zu unterstützen. Doch es kommt anders als geplant: Ich lande – allein – in der ersten Reihe, direkt unter der Nase von Prof. Justus.

Ich gebe mein Bestes – und bestehe sowohl die Klausur als auch die anschließende mündliche Prüfung. Noch nie war ich auf ein „voll ausreichend (4+)“ für die Klausur und einen bescheinigten „noch befriedigenden Erfolg (3-)“ so stolz.


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