11.11.12

Berufsberatung leicht gemacht

Mit 17 Jahren, kurz vor dem Abitur, weiß ich noch nicht genau, worin meine Stärken liegen. Vier mühsam erarbeitete Ideen – von der Ausbildung zur Werbekauffrau bis hin zum Landschaftspflege-Studium – macht der Berufsberater des Arbeitsamtes in Windeseile mit fragwürdigen Argumenten zunichte.

Er rät mir statt dessen zu einem eingehenden Eignungstest. Früh verlässe ich das Haus, denn der eintägige Test findet etwa 20 Kilometer von meinem Wohnort statt. Abgefragt und getestet werden unter anderem mein Wissen, meine sprachlichen Fähigkeiten und meine Kreativität.

Erschöpft warte ich am Ende des Tages auf das Abschlussgespräch. Und bin davon überzeugt, dass man mir gleich den für mich bestgeeigneten Beruf nahe legen wird.

Umso größer ist meine Enttäuschung, als mir der Berufsberater die Wahrheit offenbart. Sie könnten keine ausgeprägte Eignung feststellen. Ich sei relativ schlecht in Mathematik. Nicht zu leugnen wäre ein gewisses sprachliches Geschick. Und auch meine Zeichnungen zeugen von einer kreativen Ader. Doch mit keinem der über Tausend gespeicherten Profile von bereits vermittelten Berufstätigen würde mein Profil übereinstimmen.

„Tun Sie uns doch den Gefallen und melden Sie sich bei uns, sobald Sie einen Beruf ergriffen haben“, sagt der Berufsberater. „Dann können wir Ihr Eignungsprofil neu anlegen und für nachfolgende Schülergenerationen nutzen."

Mittlerweile seit über 22 Jahren glücklich als PR-Managerin tätig, habe ich mich noch nicht wieder bei der Berufsberatung gemeldet. Wo kämen wir denn hin, wenn alle mit einem so unspezifischen Profil wie dem meinigen in die ohnehin heiß begehrte Öffentlichkeitsarbeit drängen würden...

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