Meine
beiden Brüder und ich waren als Kinder stets zu dünn. Die beiden sind immer noch
sehr schlank; ich habe mich inzwischen von unten ans „Idealgewicht“
herangearbeitet.
Liegt
es an den Genen (unseres Vaters) oder am Essen, das uns unsere Mutter vorgesetzt
hat? Wir wissen es nicht. In unliebsamer Erinnerung ist uns jedoch das fettige
und von Sehnen durchzogene Suppenfleisch geblieben, das in den Eintöpfen meiner
Mutter schwamm.
Wir
nannten es „Schwabbelfleisch“ und viel lieber hätten wir Würstchen im Eintopf
gehabt, auch wenn darin vermutlich viel gruseligeres „Schwabbelfleisch“
verarbeitet ist.
Beim
besten Willen: Wir bekamen es einfach nicht runter. Den Spruch „Es wird
aufgegessen, was auf den Tisch kommt“ hörten wir regelmäßig. Nicht selten
flossen Tränen. Das Schwabbelfleisch bildete im Mund einen immer solideren, kalten
Kloß, der am Ende dann wirklich nicht mehr runterzukriegen war.
Unsere
einzige Hoffnung war unser Hund Jockel, Gott hab‘ ihn selig. Er saß unterm
Tisch und wenn Mami nicht hinsah, bekam er den ungenießbaren Fleischklops heimlich
zugesteckt. Jockels einziger Nachteil: Er schmatzte ziemlich laut – und wir flogen
auf.
Kürzlich
treffe ich meinen Bruder. Mittlerweile gehen wir auf die 50 zu. „Weißt Du was“,
erzählt er mir stolz, „ich kriege Schwabbelfleisch jetzt ziemlich gut runter. Du
auch?“
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