25.5.14

Die Krux mit dem Schwabbelfleisch

Meine beiden Brüder und ich waren als Kinder stets zu dünn. Die beiden sind immer noch sehr schlank; ich habe mich inzwischen von unten ans „Idealgewicht“ herangearbeitet.

Liegt es an den Genen (unseres Vaters) oder am Essen, das uns unsere Mutter vorgesetzt hat? Wir wissen es nicht. In unliebsamer Erinnerung ist uns jedoch das fettige und von Sehnen durchzogene Suppenfleisch geblieben, das in den Eintöpfen meiner Mutter schwamm.

Wir nannten es „Schwabbelfleisch“ und viel lieber hätten wir Würstchen im Eintopf gehabt, auch wenn darin vermutlich viel gruseligeres „Schwabbelfleisch“ verarbeitet ist.

Beim besten Willen: Wir bekamen es einfach nicht runter. Den Spruch „Es wird aufgegessen, was auf den Tisch kommt“ hörten wir regelmäßig. Nicht selten flossen Tränen. Das Schwabbelfleisch bildete im Mund einen immer solideren, kalten Kloß, der am Ende dann wirklich nicht mehr runterzukriegen war.

Unsere einzige Hoffnung war unser Hund Jockel, Gott hab‘ ihn selig. Er saß unterm Tisch und wenn Mami nicht hinsah, bekam er den ungenießbaren Fleischklops heimlich zugesteckt. Jockels einziger Nachteil: Er schmatzte ziemlich laut – und wir flogen auf.

Kürzlich treffe ich meinen Bruder. Mittlerweile gehen wir auf die 50 zu. „Weißt Du was“, erzählt er mir stolz, „ich kriege Schwabbelfleisch jetzt ziemlich gut runter. Du auch?“

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